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JURA VON FRANKEN


  Die Pflanzen der kontinentalen Formation, die zwischen Nor/Rhät und den untersten marinen Lias eingeschaltet ist (Rhät−Lias−Übergangsschichten oder Pflanzensandstein), sind einer der paläobotanischen Leckerbissen ältester Tradition. Caspar Graf Sternberg in seinem Tentamen, Presl in Sternberg, 1848, Schenk, 1867, Gothan, 1914, Hirmer und Hoerhammer, 1936, Kräusel, 1959, und Weber (1968) leisteten größere Beiträge. Die Ersteren waren Floristen, Taxonomen, Morphologen. Der Letztere führte diese Arbeiten weiter, hat aber vor allem die erste methodisch angesetzte paläoökologische Untersuchung ausgeführt.

  In der Nähe von Bayreuth finden sich alle Pflanzenreste in Ton− oder Schlufflinsen von geringer Ausdehnung, die in energiearmen Gewässern abgelagert wurden und von den Auswirkungen der Erosion und Umlagerung durch energiereiche Flüsse verschont blieben. Das starke Überwiegen grobkörnigen Sandsteins, in den diese Linsen eingebettet sind, die Schrägschichtungskörper des Sandsteins, die mehrere Meter mächtig werden können, und das fast völlige Fehlen von Kohle erlauben kaum an sumpfige, interfluviale Bereiche zu denken. Die Pflanzenfossilien sind bei Bayreuth meist Abdrücke; Kutikeln sind sehr selten erhalten.

  Die Artenlisten der beprobten Tonlinsen, sowie weitere trotz unbekannter Sammelumstände an Privatsammlungen und Literatur gewonnene Listen wurden mit einem einfachen manuellen Verfahren in ‘pflanzensoziologischen’ Tabellen nach Art der Schule von Zürich−Montpellier zusammengestellt. Die seltensten Arten wurden vorher ausgeschieden. In den Tabellen springt der Kontrast zwischen zwei sehr verschiedenen ‘Gesellschaften’ ins Auge. Bei fossilen Pflanzen kann eine solche Polarisierung als umso signifikanter gelten, je zufälliger die Fossilien aus den beprobten Lithosomen entnommen werden, und man pflegt sie als Ausdruck von Umweltskontrasten zu verstehen, zum Beispiel von hoher oder geringer Feuchtigkeit des Klimas oder Standorts, hoher oder geringer Energie, saurer oder basischer, reduzierender oder sauerstoffreicher Bedingungen. In der Paläobotanik kann diese Methode kein Gesamtbild eines regionalen Vegetationsmosaiks liefern. Aufsammlungen, die nach dem Vorschlag einiger Forscher Schicht um Schicht kleine Oberflächen erfassen (‘Minimumquadrate’), sind in den Aufschlüssen meist praktisch ausgeschlossen, und die Stichproben wären ausserdem stärker vom Zufall abhängig, denn infolge des Transports der Pflanzenfragmente vor ihrer Einbettung entspricht jede einzelne Stichprobe umso weniger einer natürlichen Pflanzengemeinschaft, je kleiner sie ist. Im Wesentlichen war die Untersuchung nicht strikt quantitativ, denn es wurden keine Korrelationsindizes berechnet.


Phlebopteris angustiloba

Nilsonia polymorpha

Hirmeriella muensteri

  Wie setzt sich die Flora zusammen?

  Ganz vorherrschend finden sich Farne und die der Zeit entsprechenden Gymnospermen, (1) Pteridospermae: Corystospermales und Caytoniales, (2) Cycadophyten: Cycadales, Bennettitales, und (3) Koniferen. Die Konifere Hirmeriella (früher: Cheirolepis muensteri) kennzeichnet eine erste Gruppe von Fundpunkten, und die Pteridosperme Sagenopteris nilsoniana mit Nilsonia polymorpha (Cycadales) und dem Farn Phlebopteris angustiloba sind die charakteristischsten Formen eine zweiten, kontrastierenden Gruppe von Fundpunkten an denen Hirmeriella extrem selten ist. Hirmeriella hatte Pollen vom Classopollis−Typ. Seine fazielle Bindung spricht für das Vorkommen der Mutterpflanzen in mariner Küstennähe, wo sich Sand ansammelte, Dünen entstehen konnten, und wo Wind− und Salztoleranz vielleicht wichtig waren. Fundpunkte mit Hirmeriella sind südwestlich von Bayreuth (Gegend um Nürnberg), d.h. zum damaligen Meer hin häufiger.


Todites princeps

Phialopteris tenera

Rhizom von Selenocarpus

  Die Fundpunkte mit Sagenopteris boten andere Umweltsbedingungen. In zwei Fällen finden sich unbedeutende Kohleschichten. Die Transportschäden der Pflanzenreste sind gering, und nach dem sedimentologischen Panorama der Formation gediehen diese Pflanzen in toten Flußschlingen oder gehörten zu deren Ufervegetation. Zwei Farne, Todites princeps und der krautige und kleinwüchsige Phialopteris tenera, zusammen mit zwei Equisetales, Neocalamites lehmannianus und Equisetites muensteri lebten wahrscheinlich auf von seichtem Wasser bedeckten oder trockengefallenen Tonschlammoberflächen in energiearmer Umgebung. Wenig fragmentierte, mit Rhizomen oder Wurzeln in situ erhaltene Individuen finden sich nicht selten in den Tonen, und diese Pflanzen lebten wohl in besonderen Nischen der Teiche ehemaliger Mäander. Mehrere andere Farne, zum Beispiel Dictyophyllum, können unter ähnlichen Bedingungen gelebt haben.


Otozamites brevifolius

Sagenopteris nilsoniana

Pachypteris rhomboidalis

  Einige Arten stehen in keiner signifikanten Beziehung mit den zwei erwähnten gegensätzlichen Gruppen. Selten und soziologisch nicht gekennzeichnet sind beispielsweise zwei kleine, als Cycadophytenstämme? bezeichnete Achsenreste, die aber auch Lycophyten darstellen könnten, und Neocalamites lehmannianus, Equisetites muensteri, Schizoneura carcinoides (Sphenophyta), letztere noch 1968 neben einer ähnlichen Art aus China nur in Grönland nachgewiesen. Häufiger sind Pachypteris (früher: Thinnfeldia, Pteridospermae) und Podozamites (Coniferae) mit breiten, basal verschmälerten, eingeschnürten Blättern ohne Mittelrippen. Ein Gymnospermenzweig (Ginkgoales?), früher aufgrund eines einzigen beblätterten Zweigs als Glossophyllum? bezeichnet, gehört seit 1994 zu Schmeissneria microstachys.


Schizoneura carcinoides

Neocalamites lehmannianus

Neocalamites lehmannianus

  Das Material wird im Biologischen Institut der Universität Tübingen aufbewahrt.
 

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